Kerstin Hilker

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Daily Dance – jeden Tag Party oder wie?

Und das in diesen partyfeindlichen Coronazeiten?! Ja! Irgendwie schon. Sind wir doch mal ehrlich.

Wer kennt diesen täglichen Tanz denn eigentlich nicht?

Ja! Dabei meine ich den Alltag, das was wir jeden Tag mehr oder weniger routinemäßig tun oder glauben tun zu müssen.

Und Ja! Und damit meine ich auch die alltäglichen, minütlichen, vielleicht sogar sekündlichen auf und ab, hin und her Bewegungen in unserem Geist. Pirouette nach Pirouette. Wenn sie zur Hochform auflaufen, nennt man sie im Fachjargon auch Gedankenkreisen oder Gedankenspiralen. In Worten aus der Bewegungsanalyse nach Laban geht es noch differenzierter einher. So kann ich mit einer Fähigkeit direkt oder indirekt ... Aber gut, das hier soll ja kein Weiterbildungsseminar in Bewegungsanalyse werden…

Für mich steht der Begriff Geist übrigens nicht nur für unsere Tätigkeiten im Denkapparat. Geist ist, wie es in der buddhistischen Tradition beschrieben wird, alles das, was in unserem Inneren geschieht.

Nein, nicht das Gegurgel des Magens oder das Pochen des Herzens. Dieses Innere, was nicht „dinglich“ ist und doch spürbar da ist. Emotionen, Gefühle, Gedanken, Stimmungen, Erinnerungen, Bilder - sowas halt. Wobei auch dieses Gegurgel, Pochen, Rumoren der Organe oder die „Schmetterlinge im Bauch“, die durch unsere Fähigkeit der Interozeption (Innenwahrnehmung) gespürt werden können, uns einen Zugang in den Raum, der von uns selbst bewohnt wird, ermöglichen.

Es ist manchmal gar nicht so leicht, sich in dieser inneren Partyzone zurechtzufinden. Mal singt da jemand, mal steppt der Bär dort, eine ganze Tanztruppe kreiert einen Flash Mob, selbst im Schlaf oder in Meditation ist die Ruhe manchmal lauter als erwartet.

Ich finde da ist doch schon was los, oder? Also doch Party! Oh ja, wir vollführen großartige Tänze in diesem Innenraum! Meistens sehen wir sie nicht, da unsere Sicht im Alltag oft nach Außen gerichtet ist.

Bei den einen ist der Daily Dance eher ein Blues oder etwas Wiegendes im 3/4 Takt, bei den anderen gar eine ganze Jamsession oder ein Heavy Metal Livekonzert mit abrocken bis zum geht-nicht-mehr. Wenn Du Glück hast gibt es gerade anregend, harmonisches Ballett auf Mozart oder leichte, klare Tai-Chi Bewegungen. Nein selbst das ist für manche von uns bereits zu fad oder man mag es einfach nicht. Was wollen wir denn eigentlich erleben?

Findet wenig Bewegung statt im Geist, nennen wir es Langeweile, bei zu viel heißt es Stress oder Freakiness. Tanzen kann man eigentlich auf jede Musik oder auf jeden Rhythmus. Ob freudvoll, traurig, wütend oder mit der Stille.

„Erst wenn man anfängt zu tanzen, beginnt das Fest“ oder „den Tiger reiten“, so nennt man den bewussten Umgang, die Akzeptanz bei gleichzeitigem Abstand mit all dem was im Geist sich so bewegt. Das Tolle daran ist: wenn sich unsere Innenwelt wandelt, verändert sich auch unsere Welt. Wir entscheiden in welcher Welt wir leben wollen.

Lasst uns also tanzen!